Lichtverschmutzung

Was ist das?

Was ist Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung (aus dem engl. Light Pollution) bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird.

Es geht also nicht um eine Verschmutzung des Lichtes an sich, sondern natürliches Licht wird durch künstliches verschmutzt. So kann künstliches Licht zum Beispiel den Anblick des Sternhimmels behindern oder uns gar unmöglich machen, wie es in Ballungsräumen heute bereits der Fall ist. Häufig ist auch von Lichtsmog die Rede.

Zur Veranschaulichung die Lichtverschmutzungskarten unserer Region der letzen 10 Jahren. Bereits hier ist ein deutlicher Anstieg der Lichtverschmutzung von fast 2 Prozent / Jahr zu erkennen.

Karte zur Lichtverschmutzung – hier die Region um Rotheul 2006 (SQM 21.01 mag./arc sec2)
Karte zur Lichtverschmutzung – hier die Region um Rotheul 2015 (SQM 21.44 mag./arc sec2)
Zunahme der Lichtverschmutzung von fast 2% im Jahr!!

Dabei rührt ein großer Teil der Lichtverschmutzung von schlecht konstruierten oder ineffektiv installierten Lichtquellen und ist ohne negative Folgen, z. B. hinsichtlich der Verkehrssicherheit, vermeidbar.

Gelegentlich wird argumentiert, dies stelle nur für ein paar Astronomen ein Problem dar und Maßnahmen zur Begrenzung der Lichtverschmutzung seien daher nicht von Interesse. – Das ist UNSINN!

Die Aufhellung des Nachthimmels hat weitreichende ökologische Konsequenzen und selbst die Folgen für die Astronomie dürfen von Niemandem unterschätzt werden:

  • Die Betrachtung des Sternhimmels gehört zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit.
  • Früher war die Beschäftigung mit dem Sternhimmel notwendig zur Bestimmung der Zeit und zur Erstellung von Kalendern.
  • Die Entdeckung neuer Länder und Kontinente wäre ohne Sternkunde nicht möglich gewesen.
  • Und heute: Die professionelle Astronomie stellt einen wichtigen Teil der physikalischen Grundlagenforschung dar, da am Himmel Beobachtungen von Vorgängen möglich sind, die wir im Labor nicht nachstellen können. Kommunikation, Navigation und unser Wissen vom Kosmos, dies alles wäre letztlich ohne die Astronomie nicht möglich!
  • Die Hobbyastronomie bietet für viele junge Menschen einen ersten begeisternden Zugang zu den Naturwissenschaften.

Die professionelle Astronomie hat sich schon heute mit Ihren Einrichtungen und Instrumenten in entlegenste Gebiete der Erde oder gar in den Weltraum zurückgezogen, was in den meisten Fällen mit einem erheblichem Mehr an Aufwand und Kosten verbunden ist. Der „Nachwuchs“ ist dazu oft nicht in der Lage.

Lichtverschmutzung und Ökologie

Es wird viel über Umweltschutz diskutiert. Umwelt wird dabei im Wesentlichen definiert als Luft, Boden und Wasser. Doch betrifft dies auch das Licht, den Himmel?
Wir meinen ja, denn der effizientere Einsatz von Licht kann zum Beispiel dazu beitragen, Strom zu sparen und damit die Emission von CO2 zu reduzieren.

Doch die Aufhellung des Nachthimmels hat auch direkte Konsequenzen für Mensch und Natur, denn das Leben auf der Erde hat sich in Jahrmillionen an den Rhythmus von Helligkeit und Dunkelheit, angepasst:

  • Tagaktive Tiere sowie Menschen brauchen die Dunkelheit zum Schlafen, Entspannen und Regenerieren.
  • Nachtaktive Tiere brauchen sie für die Nahrungssuche und manche (z. B. Glühwürmchen) sogar für die Fortpflanzung.
  • Pflanzen benötigen den Rhythmus für die Photosynthese.

Unser Leben mag heute ohne künstliches Licht nicht mehr vorstellbar sein, doch muss deshalb Alles in einem endlosen 24-Stunden-Tag erleuchtet werden?

Die Gesetzgebung in Deutschland

Insofern ist es verständlich, dass auch der Gesetzgeber in Deutschland Lichtimmission bereits als Problem ansieht. Licht zählt zu den im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG) erfassten Immissionen. Schädliche Umwelteinwirkungen liegen dann vor, wenn sie „[…] nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.„(§3 BImschG).
Zum Schutz des Menschen hat der Länderausschuss für Immissionsschutz eine „Richtlinie zur Messung und Beurteilung von Lichtimmissionen“ veröffentlicht, die jedoch nicht auf die Belange des Naturschutzes eingeht.
Verbindliche Grenzwerte zur Lichtimmission stehen daher noch aus.

Die Fachgruppe DARK SKY der Vereinigung der Sternfreunde hat sich das Ziel gesetzt, über die Problematik aufzuklären sowie Denkanstöße zu geben, wie wir den Blick auf den nächtlichen Sternhimmel verbessern können, ohne dabei auf Komfort oder Sicherheit verzichten zu müssen.

Leiter der Fachgruppe:
Dr. Andreas Hänel
Tel.: +49 176 45898775
E-Mail: info@lichtverschmutzung.de

Interesse bekommen? – Dann gibt es hier mehr Informationen!

Einfluss auf Mensch und Natur

Tag-Nacht-Rhythmen

Seit Jahrmilliarden wird das Leben auf der Erde durch die Tages- (24 Stundenperiode) und jahreszeitlichen (1 Jahr) Rhythmen bedingt. Die Aktivitäten der Lebewesen haben sich auf diese Rhythmen eingestellt. Einige, wie beispielsweise der Mensch, nutzen den Tag als Aktivitätsphase, die Nacht als Ruhe- und Regenerationsphase. Andere Lebewesen, beispielsweise nachtaktive Tiere, nutzen den Tag als Ruhephase, nachts werden sie aktiv.

Dunkelheit ist notwendig, damit das Hormon Melatonin produziert werden kann, es scheint das Wachstum bestimmter Krebsarten zu unterdrücken.

Zugvögel werden vor allem durch angeleuchtete hohe Bauwerke (Bayer-Kreuz/Leverkusen, Hochhäuser) oder Beamer irritiert und kommen um.
Intensive Lampen, vor allem mit hohen UV-Anteilen (wie Quecksilber-Hochdruckdampflampen) ziehen besonders stark Insekten an.
Der Einfluss auf viele andere nachtaktive Tiere ist noch gar nicht bekannt.

Aus diesem Grunde ist es wichtig, künstliches Licht des Nachts zu beschränken und dunkle Rückzugszonen (z.B. in Naturschutzgebieten) zu schaffen!

Quellen:

Untersuchungen zur Lichtverschmutzung an naturnahen Gebieten

Der Einfluss des künstlichen Lichts in der Nacht auf Naturschutzgebiete wurde inzwischen mehrfach untersucht und die negativen Einflüsse erkannt, mit dem Ziel sie zu reduzieren:


Quellen:
Dr. Andreas Hänel, Vereinigung der Sternfreunde, http://www.lichtverschmutzung.de/

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